Wir hatten bereits von dem ersten öffentlichen Auftritt von VW berichtet. Letzten Donnerstag stand der neue VW-Chef Müller der Presse Rede und Antwort. Neben den Enttäuschungen rund um die Abgasaffäre zeigte man sich in Wolfsburg hinsichtlich der Zukunft vor allem wieder selbstbewusst. Dass VW jetzt der totale Umbau gelingen wird, mag angesichts der gewachsenen Strukturen aber nicht jeder glauben.
Die Ermittlungen in der Abgasaffäre haben bei VW offensichtlich Spuren hinterlassen. Der müde wirkende VW-Chef Müller weiß, dass ein Imageschaden nur schwer aus der Welt zu schaffen ist. Auf der anderen Seite gibt man sich aber auch wieder kämpferisch. Das gilt vor allem vor dem Hintergrund des CO2-Problems, das sich offenbar plötzlich in Luft aufgelöst hat. In dem von Müller und dem Chef des Aufsichtsrates Pötsch vorgetragenen Zwischenbericht geht es in erster Linie darum, derartigen Verfehlungen zukünftig wirksam vorzubeugen. Integrität und Recht stünden jetzt ganz oben auf der Tagesordnung von VW. Wie genau die Forderungen in die bestehenden Strukturen von VW implementiert werden sollen, ist aber noch fraglich. Zwar wolle man die Abgaswerte von nun an extern prüfen und bestätigen lassen. Wer genau diese Aufgabe aber übernehmen soll, bleibt unbeantwortet. Darüber hinaus werde man die IT bei VW derart aufrüsten, dass eine ständige Kontrolle der Arbeitsschritte im Entwicklungsprozess möglich sein soll. Schließlich gelte ab jetzt das so genannte Vier-Augen-Prinzip. Der Druck auf die Ingenieure war die letzten Jahre einfach zu hoch. Neben reduzierten Kosten und Schadstoffobergrenzen musste man sich zudem mit dem vorhandenen Platz im Motorraum befassen. Diese Mischung gepaart mit den Forderungen der Konzernspitze hatte letztendlich das Fass zum Überlaufen gebracht.
Müller sieht aber alles in allem in der Abgasaffäre bei VW auch eine Chance. Die Bereitschaft Änderungen anzunehmen, sei jetzt so groß wie nie. Eine Neuausrichtung bezüglich der globalen Anforderungen war als Automobilhersteller ohnehin nötig. Es darf aber daran gezweifelt werden, dass es tatsächlich zu einem „Totalumbau“ bei VW kommen wird. Man verschwende keinen Gedanken an einen Verkauf einzelner Sparten oder Ähnliches. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Konzernführung davon ausgeht, bei etwaigen Strafzahlungen im Endeffekt glimpflicher als gedacht wegzukommen. Auch in Bezug auf die starren Strukturen von VW wird sich vorerst wohl nichts ändern. Neben dem starken Einfluss von Politik ist insbesondere die Fehde um die Eigentümerfamilien Piëch und Porsche ein ungelöstes Problem. Nicht zuletzt deswegen könnte es zu einem Versagen der Kontrollsysteme in der Abgasaffäre gekommen sein.
Zwar räumt man bei VW ein, dass es sich in der Abgasaffäre nicht um einen einmaligen Fehler sondern um ganze Fehlerketten handele. Doch sei bis heute nicht geklärt, ob sich die verantwortlichen Personen des Risikos und des Schades bewusst gewesen seien. Wie viele Mitarbeiter wirklich in die Abgasaffäre verwickelt seien, könne auch nicht mit Sicherheit gesagt werden. VW verlangt also, dass man sich in Geduld übt. Ob und wann also klare Erkenntnisse präsentiert werden können, steht noch nicht fest.
Kritisch muss man auch dem Lösungsvorschlag des so genannten „Plastikgitters“ entgegentreten. Schließlich hat VW mehr als acht Jahre für dessen Entwicklung Zeit gehabt. Laut Müller habe man aber zu keinem Zeitpunkt Kenntnis davon gehabt, dass ein derartiger Luftmesser ausreiche. Inwieweit betroffene Fahrzeuge jetzt repariert werden können, werden die Rückrufaktionen zeigen. Vielen Experten zufolge kann es zu erheblichen Leistungseinbußen sowie einem erhöhten Spritverbrauch kommen. Sollten sich solche Vorwürfe bestätigen, würden Geschädigte unter Umständen Ansprüche auf Schadensersatz oder sogar Rücktritt zustehen. Aus diesem Grund kann eine Prüfung der Sachlage aus anwaltlicher Sicht durchaus sinnvoll sein. Dass Externen keine Einblicke in die technischen Umsetzungen in der Abgasaffäre gewährt werden, ist zu bemängeln. Transparenz sollte jetzt ebenso hohe Priorität haben wie die neuen Ziele von VW.
Die Kanzlei Mingers & Kreuzer steht Ihnen bei einer möglichen Durchsetzung Ihrer Ansprüche gerne zur Seite. In einer kostenlosen Erstberatung prüfen wir Ihren Fall und klären dann das weitere Vorgehen nach Abwägung der Risiken. Rufen Sie uns doch einfach unter 02461/8081 an oder verwenden Sie das unten beigefügte Kontaktformular. Weitere Informationen sowie tägliche Updates rund um die Abgasaffäre bei VW finden Sie auch in unserer Rubrik.
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