Zu den am häufigsten veröffentlichten Werke gehört sicherlich „Mein Kampf“. Bis Kriegsende 1945 erreichte die Propagandaschrift Adolf Hitlers eine Druckauflage von über 12 Millionen. Diese wurde 1932 in Inhaftierung verfasst. Nach 1945 erhielt der Freistaat Bayern durch Übertragung der Alliierten die Urheberrechte an der Hetzschrift.
Bis Ende 2015 lagen die Rechte zur Veröffentlichung beim Finanzministerium Bayern, welches jedwede Neuauflage an „Mein Kampf“ untersagte. Was dennoch nicht heißt, dass Relikte oder unverkäufliche Blindkopien im Netz herumgeistern, die von rechtsextrem Geistern noch publiziert oder verbreitet wurden.
Wie begründet sich die Erscheinung des Buches?
Im Dezember 2015 liefen die Urheberrechte an „Mein Kampf“ ab. Mittlerweile 70 Jahre nach dem Tod des Verfassers ist die Hetzschrift gemeinfrei, das heißt, dass neben der nun erscheinenden kritischen Ausgabe Hitlers Werks ebenso unkommentiert gedruckt und veröffentlich werden kann. Um einem so populären und kommerziellen Nachdruck des Werkes entgegenzuwirken, gab die bayerische Landesregierung eine kritische Edition von „Mein Kampf“ in Auftrag — der Leser wird mit der rechten Propaganda in dieser Version nicht alleine gelassen, sondern erhält mit Kauf der wissenschaftlich-kritischen Ausgabe 2.000 Seiten mit rund 3.700 Anmerkungen zum Geschriebenen.
Reaktionen
In der Öffentlichkeit wird die Neuauflage in wissenshaftlich-kritischer Fassung zum Einen sehr begrüßt: Die Veröffentlichung des Werkes kann so zur historischen und ideologischen Aufklärung beitragen, ebenso wie sie mit den knapp 4.000 Kommentaren auch durch die Denkweise des Nationalsozialismus zu führen versucht. Der Deutsche Anwaltverein (DAV) sieht in der Publikation darüber hinaus auch die Möglichkeit der Entmystifizierung des Werkes selbst sowie der „Verbotenen Frucht“. So würde die kritische Ausgabe helfen, den NS-Reiz bzw. die Verherrlichung der NS-Zeit zu neutralisieren.
Neben der kommerziellen Ausgabe, soll auch eine Schulfassung erscheinen. Aus der Politik, genauer aus dem Bundesbildungsministerium, sowie seitens agierender Philologen-Verbände gibt es für die Schul-Version Lob und Begrüßung.
Die wohl kritischste Meinung zu den Veröffentlichungen kommt aus einer Initiative von Shoah-Überlebenden. Sie sehen der Neuauflage, egal mit wie vielen Kommentaren, mit Graus entgegen. Sie befürchten — auch durch die Übersetzung des Werkes in die verschiedensten Sprachen — das erneute Schüren von Judenhass. Sie argumentieren vor allem mit Bezug auf das Kapitel Volk und Rasse. Hier wird Wissenschaftliches vortäuschend präsentiert und die gesamte Rassentheorie Hitlers aufbereitet. Die Angst vor dem Wiederaufleben von Stammtisch-Parolen wie „Der Adolf hatte schon Recht mit…“ schwingt hier mit.
Unseren Artikel finden Sie auch als Video auf unserem YouTube-Channel: „Ausverkauft: „Mein Kampf“ neben Bibel und Co.?„.
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