Bild: villorejo/shutterstock.com
Seit Bekanntwerden der Diesel-Affäre bei Volkswagen leidet die Autobranche weltweit. Dass man der bis dahin gefeierten deutschen Ingenieurskunst nun mit Skepsis begegnet, ist angesichts der zutage getretenen Erkenntnisse nicht verwunderlich. Das bekommt jetzt auch Mercedes zu spüren. Wegen irreführender Werbung muss sich das Unternehmen nun vor einem Gericht in den USA verantworten. Schließlich hatte Mercedes jahrelang den saubersten „Diesel“ der Welt angepriesen. Alles nur eine große Lüge?
Gerade in Deutschland ist der Diesel-Motor für die Geschäfte der Autobauer der wichtigste Baustein der Industrie. Das liegt daran, dass die EU vor sieben Jahren Grenzen für den CO2-Ausstoß einführte und diese bei Geländewagen und Limousinen mit Dieselantrieb leichter einzuhalten sind als mit Benzinern. Das eigentliche Problem ist aber eine Richtlinie aus dem Jahr 2014, nach der nunmehr auch Grenzwerte für den Stickoxidausstoß gelten sollten. Eine gleichzeitige Senkung beider Werte ist beim Diesel-Motor nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu erreichen. Das gilt vor allem auch vor dem Hintergrund der langen Entwicklungszeit für ein Fahrzeug (circa sieben Jahre).
Doch ein Heilsbringer war bei Mercedes schnell gefunden: BlueTec. Ohne auf die technischen Details eingehen zu wollen, wird aus dem schädlichen Stickoxid harmloser Stickstoff und Wasser gemacht. Diese sog. Ad-Blue-Lösung sollte den entsprechenden Ausstoß auf Benziner-Niveau reduzieren. Doch das konnte nicht funktionieren. Die neue Technologie war im Endeffekt immer noch zehn Mal höher im Vergleich zu einem Benziner-Modell.
Experten wie dem Klimaforscher Andreas Wahn des Forschungszentrums Jülich zufolge war der Industrie stets bewusst, dass Labortests mit den tatsächlichen Abgaswerten auf der Straße nichts zu tun hätten. Die umweltgefährdenden und krebserregenden Stoffe strömten also weiterhin aus dem Auspuff, auch wenn durch die neue Technologie Rußrückstände nicht mehr zu erkennen waren.
In dieser Zeit betrieb Daimler große Werbekampagnen. Slogan wie „Emission impossible“ oder „Klimaschutzanlage, serienmäßig“ sollen nur beispielhaft die Überzeugung des Stuttgarter Autobauers verdeutlichen. Gerade in den USA nahm man viel Geld in die Hand und sprach von einem amerikanischen Traum, der in Erfüllung gehe. Dieser ist jetzt offenbar zu Ende geträumt.
Mitunter macht es den Eindruck, als würden die Amerikaner nur in Bezug auf die deutschen Autobauer mit einer besonderen Härte vorgehen. Doch der Schein kann auch trügen. Mit Sicherheit betreibt jedes Land ein Stück weit Protektionismus in Hinblick auf die eigene Industrie. So hat gerade Volkswagen hierzulande im Abgasskandal von weitreichenden Zugeständnissen der Politik profitieren können. Die Rückrufaktionen wurde ohne große Beanstandungen durchgewunken, während eklatante Benachteiligungen im Vergleich zu US-Geschädigten unbeachtet blieben.
Da fällt es schwer die Klagewelle nur aus Gesichtspunkten wie Wettbewerb und Konkurrenz erklären zu wollen. Vielmehr tragen die hiesigen Autobauer auch einen großen Teil der Schuld. So zog Mercedes vor allem deshalb den Argwohn der amerikanischen Kollegen auf sich, weil man in der Situation der Schwäche des Marktführers VW unüblich reagierte und diese nicht ausnutzte. Vergeblich wartete man auf Aussagen nach dem Motto: „Saubere Diesel nur mit Mercedes“.
Volkswagen hingegen fallen etliche Verfehlungen im Rahmen der Aufarbeitung und Kommunikation mit den Behörden zur Last. Hier hätte man mit Sicherheit offener und schneller reagieren können. Man mag sich nur an die misslunge US-Reise von VW-Chef Müller erinnern.
Auch in Deutschland ist die Situation weiterhin angespannt. Das Kraftfahrtbundesamt hat immer noch keine Genehmigung für den Passat erteilt. Inzwischen hat auch ein deutsches Gericht erstmals zugunsten eines geschädigten Ehepaars geurteilt und einen Händler zur Rücknahme eines Autos gegen Rückerstattung des voll Kaufpreises plus Zinsen verpflichtet. Damit haben sich die Richter unserer Rechtsauffassung angeschlossen und ein wegweisendes Urteil für alle Betroffenen auf den Weg gebracht.
Sollten Sie Fragen rund um den Abgasskandal haben, stehen wir Ihnen von der Kanzlei Mingers & Kreuzer natürlich gerne zur Seite. Kontaktieren Sie uns einfach telefonisch unter 02461/8081 oder dem unten beigefügten Formular. Weitere Informationen finden Sie auch in unserer entsprechenden Rubrik zum Diesel-Skandal und auf unserem You-Tube-Skandal. Schauen Sie doch mal vorbei.
Quellen: Claas Tatje: „Das Märchen vom sauberen Diesel“, Die Zeit, 02.06.2016, S.21 f.
Melden Sie sich für den kostenfreien Newsletter an
und erhalten Sie wöchentlich Neuigkeiten aus der Welt des Rechts.
Melden Sie sich für den
kostenfreien Newsletter an
und erhalten Sie wöchentlich Neuigkeiten aus der Welt des Rechts.
© Mingers. Rechtsanwaltsgesellschaft mbH | Impressum Datenschutz Karriere
[borlabs-cookie type=“btn-cookie-preference“ title=“Datenschutzeinstellungen anpassen“ element=“link“/]