Bild: Ventura / shutterstock.com
Was in Filmen alte Lagerhallen oder dunkle Ecken waren, spielt sich heute im Internet ab: Der digitale Umschlagplatz für Kriminelle ist das Darknet.
Statt Katzenvideos und einer enormen Vielzahl von Produkten, werden hier auch Waffen, Drogen oder Pornographisches sowie Gewaltvideos verschlüsselt national und international verbreitet.
Ein unbekannter Beschuldigter hat zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 mehrfach schweren sexuellen Missbrauch an einem kleinen Mädchen, davon Aufnahmen hergestellt und im Darknet auf einer kinderpornographischen Plattform verbreitet. Nachdem die Polizei in Öffentlichkeitsfahndung nach dem Täter gesucht hatte, gingen zahlreiche Hinweise zum Mädchen ein, die die Polizei nun abzuarbeiten versucht, um einen Hinweis auf die Identität des kleinen Mädchens zu erlangen. Zumindest um regional eingrenzen zu können, woher sie vielleicht kommt.
Was ist das Darknet genau und wie kann man Machenschaften hier kontrollieren — das klären wir in fünf Punkten für Sie.
Fakt 1: Ein Ort höchster Anonymität
Zunächst ist das Darknet ein mehrfach verschlüsselter, separierter Teil des Internets. Zugang erhält man durch das Tor-Netzwerk. Prinzipiell bietet das dunkle Netz nicht nur einen Umschlagplatz für Kriminelle, sondern ist auch digitaler Raum für Oppositionelle in autoritären Regimen zur Kommunikation miteinander und nach außen oder für die, die ihre Privatsphäre besonders schützen wollen. Offen steht das Darknet jedem.
Fakt 2: Das Treiben ist unkontrollierbar
Ist der User im Tor-Netzwerk, werden einzelne Knoten und deren Verbindung zueinander verschlüsselt, d.h. von außen ist weder ein Wer, Wo oder Was nachvollziehbar. Durch die Verschlüsselung der drei Knoten tauchen User sozusagen ab, Kontrolle ist nur ganz erschwert möglich. Auch Ermittlungsbehörden können durch die Mehrfachverschlüsselung das Treiben im Darknet nicht überwachen, was Darknet Nutzer tun.
Fakt 3: Die illegale Schwester von Amazon
Die größte Bekanntheit hat das Darknet durch illegale Deals und „heiße Ware“. Über das verschlüsselte Netz wird mit Waffen, Drogen, Falschgeld sowie Pornos oder Gewaltvideos/-bilder gehandelt. Vereinfacht handelt es sich also um die illegale Schwester von Amazon. Hier bekommen User alles: von einer vielfältigen Auswahl an Blüten und Tipps zum Loswerden über Bild- und Videomaterial echter Gewalt bis hin zu Schadsoftware. ↓
+++ ↓ Das Darknet: Rechtsanwalt Markus Mingers klärt auf ↓ +++
Fakt 4: Wachsende Anonymität — sinkende Hemmschwelle
Wo man früher noch selbst auf die Straße musste, an dunkle Orte und zu gefährlichen Dealern, kann man durch den verschlüsselten Teil des Internets heute ganz bequem Drogen oder Waffen von zu Hause aus bestellen. Mit der wachsenden Anonymität sinkt gerade bei jüngeren Käufern auch die Hemmschwelle. Es ist denkbar einfach an Illegales zu gelangen — und dafür muss man nicht einmal vor die Tür.
Fakt 5: Besorgniserregende Größe des dunklen Internets
Die angebotenen Produkte können im Darknet in wesentlich höheren Zahlen verkauft werden. Das Ausmaß können Otto-Normal-User kaum erfassen. Das Darknet ist riesig und relevanter, als viele glauben. Die Zahl der Darknet Nutzer wächst. Zwar wird auch die Strafverfolgungen immer besser, doch bleiben die „großen Fische“ im dunklen Netz weiterhin verborgen.
Verboten ist das Surfen im Darknet nicht! So wie auch nicht jeder Nutzer dort kriminell ist — doch hier verwischen die Grenzen zwischen Illegalem und Legalem schnell, daher sollte man von einem „Abstecher“ besser absehen. Spuren hinterlassen Sie als reiner Besucher des Darknets kaum, Sie sind hier nahezu unsichtbar. Lediglich im Cache finden sich Pfade, die Sie jedoch löschen können.
Reines Betrachten von Inhalten im dunklen Netz ist also nicht strafbar oder illegal. Vorsicht ist geboten, wenn es um die Kinderpornographie geht. Kommen Sie zufällig auf eine Seite mit solchem Inhalt, machen Sie sich allein mit der Handlung strafbar.
Übrigens: Auch wenn Sie sich nahezu unsichtbar im verschlüsselten Internet bewegen, so sind hier Viren und Malware im Überfluss zu finden. Firewalls sind hier nahezu nutzlos.
Nicht zu unterschätzen ist auch das Treiben von Kinderporno-Ringen und Pädophilen im frei zugänglichen Internet. Die Masse an Usern, Adressen und Daten dient im umgekehrten Fall für Anonymität und einem leichteren Verschwinden in der Masse.
Dass die Polizei zur Öffentlichkeitsfahndung mit Bild des Opfers greift, ist äußerst selten. Es ist der letzte Schritt der Polizei, um Oder und Täter zu identifizieren, wenn bisherigen Ermittlungen nicht zielführend waren. — Das Bundeskriminalamt teilte nun mit, dass die Fahndung erfolgreich beendet sei.
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